Keine Reparatur wie die andere
Kennen Sie den Unterschied zwischen Porzellan, Keramik, Fayence oder Majolika, Steinzeug, Steingut und Terracotta? Das alles steht vermutlich bei Ihnen zu Hause herum, und Sie würden alles einfach mal leimen. Dabei verhält sich jedes Material anders. Früher musste man sich entweder für eine schöne oder aber eine dauerhafte Reparatur entscheiden. «Heute ist beides gleichzeitig machbar, aber nur mit dem richtigen Ersatzmaterial und der richtigen Technik», erklärt Rolf Neff.
Und Leimen ist längst nicht mehr die einzige Wahl. Für Porzellan sei die Infiltration von Bindemitteln in die Bruchstellen Standard geworden. Rolf Neff hat dieses Verfahren für andere Keramikarten weiterentwickelt. Auch Reparaturen von Glas, Email, Gips, Alabaster und zunehmend von Skulpturen aus Giessharz führt das Team durch – eine besondere Herausforderung. Kunststoffe wie Giessharz seien billig in der Anschaffung, aber viel schwerer zu flicken als die traditionellen Materialien.
Der Preis richtet sich nach dem Zeitaufwand. Kleinere Sachen seien ab 70 Franken machbar; Simples nehme man vier- bis sechsmal in die Hand. «Manchmal sind aber Hunderte Schritte nötig. Die dauern oft nur wenige Minuten, doch dann muss das Teil tagelang aushärten oder trocknen, bevor es weitergehen kann», erklärt Marco Rossetto. Fast immer müssen sie Abgeplatztes oder Fehlendes aufmodellieren, und auch das brauche viel Geschick. «Wir mussten schon um einen Scherben herum den ganzen Rest des Gefässes rekonstruieren, mit nur Fotos ähnlicher Objekte als Vorlage», erzählt er.
Privatkunden wollen in der Regel möglichst unsichtbare Reparaturen. Dafür tarnen die beiden Fachmänner die Stellen unter anderem mit Schleifpapier, Farbe, Gold, Glasuren – natürlich immer materialgerecht: «Wir tun stets das Mögliche. Im besten Fall suchen die Kunden eine ganze Weile lang, bis sie erkennen, wo vorher der Bruch durchging.»
Am Anfang steht das Chaos.
Je mehr originale Bestandteile da sind, umso weniger muss beim Flicken neu modelliert werden.
Dieses Auge war unter den Scherben nicht mehr zu finden.
Es braucht …
… unzählige Arbeitsschritte …
… und zuletzt feine Pinsel, …
… doch dann …
… wird die Puttenschüssel fast wie neu aussehen
Jeder Materialmix stellt vor besondere Herausforderungen: Auf diesem Tellerrand müssen Glasuren wiederhergestellt werden, während das Bild in der Mitte mit Ölfarben aufgetragen wurde. Beim Flicken muss die jeweilige Technik übernommen werden.
Glas kann nicht unsichtbar geleimt werden. Dieser Karaffenhals wird bis zur Bruchstelle abgeschliffen und kann dann seine Aufgabe wieder erfüllen.
Sobald die ergänzten Partien wieder das Dekor der Umgebung erhalten haben, werden die geflickten Stellen kaum mehr zu sehen sein.
Die immer häufiger werdenden Aufträge mit Giessharz sind technisch schwierig, aber machbar.
10.04.23